Der Politikwissenschaftler, der neben seiner Lehrtätigkeit Entwicklungsprojekte in aller Welt für die ausführenden Organisationen evaluiert und bewertet, erklärte vor einigen Dutzend Zuhörern, wie es im Moment um die internationale Entwicklungszusammenarbeit weltweit bestellt ist. Die lebendige, teils emotionale Präsentationsweise van den Booms ließ die Zeit dabei nie langweilig werden, da er aus eigener Erfahrung viele Beispiele und Geschichten einfließen lassen konnte, die er in seiner Arbeit von Haiti über Ghana und Kasachstan bis Indonesien gesammelt hatte.
 
Zu Beginn seines Vortrages kümmerte sich van den Boom um die Frage, wie wirksam die Entwicklungszusammenarbeit weltweit eigentlich sei. „Was passiert mit dem gespendeten Geld?“, werde häufig gefragt. Deshalb sei vielen Verantwortlichen die kurzfristige Effizienz ihrer Projekte am wichtigsten. Genau solche Pauschalfragen seien aber kaum zu beantworten, sagte der Referent, da Ergebnisse oft nur nach Jahren und Jahrzehnten und häufig auch nur im Kleinen sichtbar würden. Mit einem Projekt sofort und im Großen und Ganzen einen Effekt zu erzielen, sei dagegen höchst unrealistisch.
 
Auch von weiteren Annahmen müsse man sich verabschieden, erklärte der Politologe: „Mehr Geld bedeutet nicht unbedingt mehr Hilfe. Viele arme Länder mit fehlenden institutionellen Rahmenbedingungen könnten große Summen kaum aufnehmen und sinnvoll verarbeiten, sodass eine Überförderung sogar nachteilig sein könne. „Mehr Geld richtet oft sogar mehr Schaden an. Da fördert man lieber mit weniger Geld das Richtige“, führte er aus.
 
Auch die häufig aufkommende These, eine Hilfsorganisation sollte so wenig Geld wie möglich für die Verwaltung ausgeben, wollte van den Boom so nicht unterschreiben. „Gute Verwaltung und Expertise kostet nun einmal Geld“, machte er deutlich.
 
Einen Großteil des Vortrages lang konzentrierte sich Referent Dirk van den Boom auf die Probleme, der sich die Entwicklungszusammenarbeit derzeit ausgesetzt sieht. „Entwicklungszusammenarbeit wird niemals die Probleme der Welt lösen“, kommentierte er und meinte damit, dass auch Diplomatie, Wirtschaft und Umweltschützer mit an diesem Strang ziehen müssten, um zusammen die Rahmenbedingungen für erfolgreiche Projekte zu schaffen. Doch genau diese Kohärenz sehe er im Moment und auch in der nahen Zukunft überhaupt nicht: „Das ist grandios weltweit gescheitert“, rief er den Zuhörern zu.
 
Für die Nottulner Organisationen, die sich in der Entwicklungshilfe betätigen, hatte er auch einen Rat dabei: „Es gibt kein Patentrezept für die Hilfe. Achten Sie auf die Rahmenbedingungen und fördern Sie, was in diesem Kontext sinnvoll ist!“