Als Referenten hatte der Familienkreis Heinz-Georg Büker eingeladen, ein historisch interessierter Landwirt aus dem Kreis Soest. In einer anschaulichen Bilderreise beschrieb er den Wandel in der Landwirtschaft.

Er gab an, dass es die wichtigste Aufgabe der Landwirtschaft sei, Lebensmittel zu erzeugen, die wir tagtäglich brauchen. Diese Lebensmittelerzeugung erfolge in und mit der Natur. Das bedeute, dass der Landwirt viele naturwissenschaftliche Kenntnisse haben müsse. Im Gegensatz zu vielen anderen Produktionen habe der Landwirt nicht alles in seiner Hand, wie z.B. das Wetter. In früheren Jahrzehnten waren Bauernregeln eine Hilfe mit den Unwägbarkeiten der Witterung umzugehen: „Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun‘ und Fass.“

Weil der Landwirt in und mit der Natur arbeitet, wird seine Arbeit von Landschaft, Boden und Klima beeinflusst. Landwirte empfinden eine besondere Verantwortung gegenüber der Schöpfung. Besondere zukünftige Herausforderungen seien Klimaschutz und Biodiversität. Diese Aufgaben bezüglich des Boden-, Wasser- und Tierschutzes müssten Landwirte gemeinsam mit der Gesellschaft lösen.

Die Landwirtschaft in Westfalen werde geprägt vom bäuerlichen Familienbetrieb. Der Hof war und ist Lebensmittelpunkt einer bäuerlichen Familie. Gerade in früheren Zeiten, als es noch keine risikoabsichernde Sozialsysteme gab, bot der Hof Familienmitgliedern in Not „wieder Heimat und Brot“. Der Hof und seine Wirtschaftlichkeit standen früher stärker im Mittelpunkt, erst dann kam der einzelne Mensch mit seinen persönlichen Bedürfnissen.

Die heutige Generation entscheide ihre berufliche und persönliche Zukunft stärker nach individuellen Neigungen, erst dann werde der Hof und dessen Zukunft in den Blick genommen. Dies sei auch ein Grund dafür, warum die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe seit Jahrzehnten rückläufig sei.

Weitere Gründe für die Aufgabe von Höfen seien die Auswirkungen, die von Außen auf die Landwirtschaft einwirken. Besonders belastend war eine enorme Zunahme von gesetzlichen Auflagen im Bereich des Natur- und Tierschutzes.  Sie haben nicht nur höhere Kosten verursacht, sondern auch den Arbeitsaufwand für die Erledigung bürokratische Aufgaben erhöht

Hinzu kommen stark schwankende Erzeugerpreise, die oft ruinös niedrig sind. Der Verbraucher gibt heute für Lebensmittel prozentual deutlich weniger aus als vor 100 Jahren. Ohnehin kämen von den Lebensmittelkosten nur etwa 20 % beim Landwirt an. Über 80 % kassiere der verarbeitende Bereich und Lebensmitteleinzelhandel.

Diese verschiedenen Punkte haben gerade kleineren landwirtschaftlichen Betrieben zugesetzt und sie zur Aufgabe gezwungen.

In einem historischen Abriss erläuterte der Referent weitere Veränderungen in der Landwirtschaft: die Mechanisierung, Rationalisierung und Spezialisierung.  

Dieser Prozess des Strukturwandels führte nicht nur zu immer weniger landwirtschaftlichen Betrieben, sondern auch zu einer Entfremdung zwischen der Bevölkerung und Landwirtschaft. Die Landwirtschaft versucht, dieser Entfremdung durch eine Intensivierung ihrer Öffentlichkeitsarbeit entgegen zu wirken. So erwähnte Heinz-Georg Büker, dass sein Betrieb am Projekt „Lernort Bauernhof“ teilnimmt. Schulklassen können seinen Betrieb besichtigen und erkunden.  

Derzeit fühlen sich viele Bauernfamilien von den Ansprüchen aus Politik und Gesellschaft überfordert. Ein Grund mit, warum so viele Landwirte demonstrierend auf die Straße gegangen sind.

In der anschließenden Diskussion ging es u.a. darum, ob sich die Entwicklung in der Landwirtschaft zu stark von den Mechanismen der Industrie beeinflusst wird.

Friedhelm Schweins, der die Veranstaltung organisiert hatte, bedankte sich am Ende und regte an, in den nächsten Monaten im Rahmen kleiner Radtouren, verschiedene landwirtschaftliche Betriebe mit unterschiedlichen Ausrichtungen in der Umgebung zu besuchen.

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