Das islamische Gotteshaus in Marl-Hamm wurde 1992 als erster Moscheeneubau in Deutschland mit der typischen Kuppel und dem Minarett errichtet. Er kostete damals rd. 4 Mio. DM und wurde komplett aus Spenden und Gemeindebeiträgen finanziert. Das Gebäude bietet mit dem großem Raum im Erdgeschoss und der Empore Platz für bis zu 1500 Gläubigen, die dort insbesondere an den Freitagen und vor allem an islamischen Feiertagen ihre Gebete verrichten. Nebenräume für Veranstaltungen und für Treffen und Jugendarbeit wurden in späteren Jahren hinzu gebaut.
Nach dem Rundgang stand Suleyman Duran, der Imam der Gemeinde, den Nottulnern zu ihren Fragen Rede und Antwort. Die Marler islamische Gemeinde umfasst ca. 650 Familien aus dem Raum Marl und Umgebung und hat damit etwa 3.500 Mitglieder. Der Imam, der in der Türkei Theologie (auch Christentum und Judentum) studiert hat, hält seine Gebete und auch die Predigten vorrangig in türkischer Sprache ab. Dabei wird eine Übersetzung – insbesondere des Predigttextes – in deutscher Sprache auf einer großen Leinwand angezeigt.
Die Marler Muslime sind hinsichtlich der Ökumene sehr aufgeschlossen. Sie unterhalten seit vielen Jahren gute Kontakte sowohl zu ev. und kath. Gemeinden als auch zur jüdischen Gemeinde in Herten. Die derzeitigen Bestrebungen, von Seiten des Landes einen strukturierten islamischen Religionsunterricht an Schulen einzuführen werden sehr begrüßt. Auch das Vorhaben innerhalb des Islam in Deutschland, Imame in Deutschland auszubilden, um der hiesigen Kultur besser gerecht werden zu können, werden von der Marler Gemeinde deutlich unterstützt. Auf die Frage nach der Einschätzung des Schmähvideos machten Vorsitzender und Imam deutlich, dass man das aufgrund seiner absoluten Absurdität nicht ernst nehmen könne und dass auch in Marl in Predigten zur Besonnenheit aufgerufen werde. Ausschreitungen, wie sie weltweit passieren, seien in keinem Fall gerechtfertigt.
Bei einem abschließenden Tee im Gemeindeheim waren sich die Nottulner Besucher einig, dass es sich bei den Marler Muslimen um eine sehr liberale und progressive Gemeinde handelt und dass ein Kontakt aus ökumenischen Gründen und aufgrund zukünftig besseren Verstehens aufrecht erhalten bleiben sollte.