Dass dies der letzte Tag der großen Kirmes in der gesamten Fußgängerzone „600 Jahre Gothardusfest“ war, kann man als zusätzliches Erlebnis bezeichnen. Der folgende Tag stand im Zeichen der Erkundung Gothas, des Schlosses „Friedenstein“ und des „Ekhof-Theaters“ unter der Leitung einer hochmotivierten Stadtführerin.

Am 3. Tag der Reise stand die geschichtsträchtige Stadt Weimar auf dem Programm. Goethe und Schiller, Herder und Wieland haben hier zeitweise gelebt, gearbeitet und den Ruf Weimars als „Stadt der deutschen Klassik“ begründet. Scherzhaft – auf leider ausverkauften Schildern – konnte man während der Führung sagen: „In diesem Haus hat Goethe nicht gewohnt!“ Luther, Cranach und Bach gehören ebenfalls zu den Personen, die Weimar ihren Stempel aufgedrückt haben. Ein Höhepunkt war die Besichtigung der „Anna-Amalia-Bibliothek“, die nach dem verheerenden Brand 2004 wieder in altem Glanz in ihren Büchersälen erstrahlt.

Am folgenden Tag brachte unser zuverlässiger Fahrer Fritz die Gruppe nach Naumburg an der Saale. Die Stadtführung fand ihren Höhepunkt in der Besichtigung des St. Wenzel Doms mit den bekannten Stifterfiguren Ludwig und Uta. Die vom „Naumburger Meister“ und seiner Bildhauerschule geschaffenen Skulpturen, die Dimensionen des Domes und seine Bildsprache entlockten den Teilnehmenden immer wieder ungläubiges und begeistertes Staunen über das „Weltkulturerbe“. Die überwältigenden Eindrücke konnten bei einer anschließenden Weinprobe an der „Neuenburg“ bei Freyburg im Weinbaugebiet „Saale-Unstrut“ mit Abendessen in lockerer Atmosphäre ausklingen.

Am vorletzten Tag stand die Besichtigung Erfurts, „Die Turmreiche“, auf dem Programm. Die bevorstehenden Feiern zum „Tag der Deutschen Einheit“, die in diesem Jahr zentral für die Bundesrepublik in Erfurt, der Hauptstadt Thüringens, ausgerichtet wurden, dominierten die Plätze rund um den St.Marien-Dom und die St.Severi-Kirche. Die von Gera, Berg- und Walkstrom durchflossene Stadt weist mit der größten, vollständig mit Häusern überbauten Brücke eine Sehenswürdigkeit auf, die selbst die „Ponte Vecchio“ in Florenz in den Schatten stellt. Das Stadtgebiet rund um die Augustinerstraße hat im Volksmund die Bezeichnung „Klein Venedig“ bekommen. Das Augustinerkloster, in dem Martin Luther von 1505-1511 lebte und das heute Luther-Gedenkzentrum, Tagungs- und Begegnungsstätte ist, war die letzte Station der interessanten Stadtführung.

Am Schlusstag der Reise hieß es Abschied nehmen vom Hotel in Gotha und auf der Rückfahrt die Stadt Eisenach mit der Wartburg erkunden. Ein Teil der Gruppe bewältigte zu Fuß den Aufstieg zur Wartburg, der andere Teil fuhr mit Kleinbussen zur Burg hinauf. Die Führung durch die einzelnen Etagen mit ihren Zimmern und Sälen war verknüpft mit der Lebensgeschichte der Hl. Elisabeth, die als ungarische Königstochter bereits mit 4 Jahren mit dem Sohn des Landgrafen von Thüringen, Ludwig, verlobt wurde. Mit 14 Jahren heiratete sie 1221 den 17-jährigen Ludwig, der nach dem Tod seines Vaters Landgraf geworden war. Elisabeth widmete ihr Leben den Armen und schuf zahlreiche Einrichtungen für deren Unterstützung. Nach dem Tod ihres Mannes (1227 auf der Reise zu einem Kreuzzug) musste sie auf Druck dessen Verwandtschaft die Wartburg verlassen. Sie zog zu ihrem Beichtvater nach Marburg, wo sie bis zu ihrem Tod mit 24 Jahren 1231 wirkte. Auf Betreiben Konrads von Marburg wurde sie bereits 1235 heiliggesprochen. Die Spuren der Hl. Elisabeth wie auch die Spuren der deutschen „Dichterfürsten“, der genialen Arbeiten von Lucas Cranach und dem „Naumburger Meister“ und ihren Schülern, wie auch Person und Wirken Martin Luthers reichen durch die Jahrhunderte bis in unsere Zeit. Fast vergessen sind die Anfänge unserer Demokratie im 19. Jhdt. im sog. „Wartburgfest“ der deutschen Burschenschaften bis hin schließlich zur „Weimarer Republik“.

Mit einer Fülle neuer Eindrücke und Kenntnisse erreichte die Reisegruppe am Freitagabend wieder wohlbehalten Nottuln. Der Dank galt den Organisatoren und nicht zuletzt dem stets konzentriert und sicher fahrenden, humorvollen Fahrer.